Eine explosive Multimedia Ausstellung · Der Raum des Unbehagens · Julian Kirschler
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09. - 31. Juli 2024
MO - FR 17 - 21 Uhr
SA - SO 11 - 18 Uhr
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KUNST-PARCOURS
Julian Kirschlers „Raum des Unbehagens“ ist eine neuartige, immersive und interaktive Ausstellung, die Technologien wie 3D, KI, Splitscreens und ein spezielles, einzigartiges Soundsystem nutzt. Dieses Soundsystem bindet die Besucher*innen durch Tracking in eine individuelle Sound-Landschaft bei jeder Arbeit ein.
Besucher*innen können die Werke von Julian Kirschler im „Raum des Unbehagens“ nicht nur betrachten, sondern auch akustisch erleben und sich gleichzeitig körperlich besser in den Kontext einfühlen. Es erwartet Sie ein einzigartiges, multisensorisches Erlebnis an einem transitorischen Ort: im Alten Schlachthof in Pforzheim.
Die aktuelle, zweite Ausstellung von Julian Kirschler Der Raum des Unbehagens im Alten Schlachthof Pforzheim, 2024
Die Anfänge: Julian Kirschlers erste Ausstellung im EMMA Kulturzentrum Pforzheim 2021
WAS IST IMMERSIVE KUNST?
Immersive Kunst umfasst eine Vielzahl künstlerischer und kuratorischer Konzepte. Seit den 1950er Jahren zielt diese Kunstform darauf ab, Betrachterinnen stärker einzubinden. Immersive Kunst ist ein Experiment, bei dem Künstlerinnen die traditionellen Grenzen zwischen Kunstformen wie Fotografie, Film, Installation und medialen Technologien verschwimmen lassen, um neue und innovative Ausdrucksformen zu schaffen.
KUNST UND POLITIK IN NEUEM LICHT
Die Installationen vermitteln eindrucksvoll die Fähigkeit der Kunst, komplexe gesellschaftliche und politische Themen auf provokative und zugängliche Weise zu erforschen.
DIE SIEBEN TODSÜNDEN
NEU INTERPRETIERT
DER RAUM DES UNBEHAGENS thematisiert in sieben Stationen gravierende gesellschaftliche, politische Herausforderungen, die Julian Kirschler in den letzten fünf Jahren intensiv beschäftigt haben. Das Projekt besteht aus sieben Installationen, animierten 3D-Videos und Fotoarbeiten, die die biblischen sieben Todsünden neu interpretieren:
1. Unfehlbarkeit: Sexualisierter Machtmissbrauch
2. Ignoranz: Verschwörungstheorien
3. Wut: Hate Speech in sozialen Medien
4. Männlichkeitswahn: Krieg und Kriegsverbrechen Tisch 1
4. Männlichkeitswahn: Krieg und Kriegsverbrechen Tisch 2
5. Selbstzerstörung: Umweltschäden
6. Leugnung: Antisemitismus 1
6. Leugnung: Antisemitismus 2
7. HaSS: Erstarkender Rechtsradikalismus
Sexualisierter Machtmissbrauch
Die Arbeit geht auf die Re-bzw. Dekonstruktion eines gotischen Altars zurück. Die Wahl des Dreiflügelaltars der St.-Johannis-Kirche in Dannenberg als Vorlage für die Manipulation, erfolgte über die Eingabe der Suchbegriffe „Triptychon", „Altar" in eine Suchmaschine. Statt der Passionsgeschichte, die der Flügelaltar in dem Mitte des 15. Jahrhunderts entstandenen Triptychon darstellt, verhandelt IN NOMINE PATRIS auf drei Bildschirmen eine Passion der anderen Art: den Jahrzehnte langen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der römisch-katholischen Kirche. Stellvertretend für die Opfer erleben wir in dem ca. dreiminütigen Animationsfilm eine Prozession von beschädigtem Kinderspielzeug, das den virtuellen Kirchenraum nach und nach bevölkert und sich schließlich schweigend unter dem Kreuz versammelt.
Verschwörungstheorien
Kreationismus, der buchstäbliche Glaube an Schöpfungsberichte, ist häufig verbunden mit der Leugnung der Evolutionstheorie, wonach das Leben auf der Erde in einem langjährigen Entwicklungsprozess entstanden ist. Religiöse Fundamentalisten sind meist männlich, ignorieren wissenschaftliche Fakten, wie beispielsweise den menschengemachten Klimawandel als Folge der Verbrennung fossiler Energieträger, und begeistern sich für Verschwörungstheorien. Die Installation einer flachen Erde, die von drei Modellautos auf einem Holzkreuz getragen wird, spielt mit den Zusammenhängen von Irrationalität, ,Petro-Maskulinität, Fundamentalismus und autoritärem Begehren. Visuell greift die Arbeit Motive der Scheibenwelt-Romane des britischen Fantasy-Autors Terry Pratchett auf.
Hate Speech in sozialen Medien
Auf einem riesigen Smartphone chatten mehrere Personen, während aus dem Kopfhörer banalste Schlagermusik tönt. Tritt man einen Schritt näher weicht die harmlose Unterhaltungsmusik bedrohlichem Death-Metal und die oberflächliche Konversation erweist sich als von Hass und Hetze durchsetzt. Das anscheinend Harmlose entpuppt sich bei genauerem Hinsehen und -hören als Tod der pluralistischen Gesellschaft. Um dieses alltägliche Phänomen in der Nutzung sozialer Medien zur verdeutlichen, wurden die Postings und die Musik überzeichnet dargestellt und eigens für die Arbeit inszeniert und komponiert.
Krieg und Kriegsverbrechen
Das Modell im Maßstab 1:3 ist eine modifizierte Version des gewaltigen Tisches, an dem der russische Präsident Wladimir Putin Anfang 2022 Staatsgäste empfing. Statt der mächtigen Podeste, auf denen das Original aus Eiche thront, ruht die Tischplatte des Modells auf drei Füßen, die den Endstufen von russischen Sojus-Raketen ähneln. Anstelle edler Intarsien ist die Tischplatte der Adaption mit Blattgold umrahmt. In den floralen Motiven der Tischoberseite sind auf das vermeintliche Gegenüber ausgerichtete Panzer und Haubitzen versteckt. Das Ensemble wird durch zwei an den Kopfenden des Tisches stehende und leicht weggezogene Stühle ergänzt. Ausgestattet mit Kopfhörern, tauchen die Besucher*innen in die Stille der immersiven Installation ein - Symbol des Schweigens und der Sprachlosigkeit angesichts der „Zeitenwende", der grausamen Realität des Krieges mitten in Europa im 21. Jahrhundert.
Krieg und Kriegsverbrechen
In der Videoanimation kommt der wahren Kern des Tisches zum Vorschein: Die obszönen Phantasien und Machtgelüste Putins. Nachdem er sich bis zum Bersten aufgeblasen hat, explodiert der Tisch und aus seinem Inneren ergießt sich ein nicht enden wollender Strom von klebriger Flüssigkeit auf die Leinwand, samt Kaskaden von Matrjoschkas, die wiederum Waffen und Munition sowie weitere Zeugnisse des blutigen Angriffskriegs entpuppen. Die Gewaltorgie geht in Slow-Motion-Passagen über, die als eine Art „ukrainisches Requiem" zentrale Szenen aus dem Films Zabriskie Point des italienischen Regisseurs Michelangelo Antonioni variieren. Passend zum Inhalt erblickt man den Animationsfilm erst dann, wenn man in eine mit rotem Samt verkleidete Kabine steigt und sich wie in einer Peepshow eine Sichtluke öffnet.
Umweltschäden
Während in den Bergen das Eis schmilzt, steigen andernorts die Pegel. Sinnbilder des Erhabenen wie die Gletscher-Riesen und menschliche Sehnsuchtsorte wie der Markusplatz in Venedig sind vom Untergang bedroht. Die 3-D Animation zweier Aufnahmen aus den Fotoserien Berge, Wiesen und Wälder und High Noon verdichtet dies zum Memento Mori: Der Klimawandel wartet nicht.
Antisemitismus
Die drei Fotografien stammen aus der High Noon-Serie, für die der Künstler während des Lockdowns menschenleere Orte in verschiedenen europäische Großstädte aufgenommen und anschließend mit einem ‚Bildvirus' bearbeitet hat. Die als Triptychon gehängten Fotos zeigen das Nationaal Holocaust Namenmonument in Amsterdam, auf dem die Namen der niederländischen Opfer des Holocaust eingraviert sind. Wie bei allen Aufnahmen der Serie wurde der Titel mithilfe des Systems What3Words erstellt, das mittels eines Algorithmus statt der üblichen GPS-Koordinaten Dreiwortadressen generiert. Nähert man sich den Bildern, hört man eine Frauenstimme, die die Namen der Opfer auf Niederländisch verliest.
Antisemitismus
Die Arbeit zeigt die unscharf aufgenommene Fotografie einer Landschaft mit Turm auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau, die bei einem gemeinsamen Besuch der Gedenkstätte mit dem Musiker Stefan Kling entstanden ist. Das Unbehagen, das die Arbeit transportiert, entsteht dabei bewusst nicht über das Konkrete, sondern aus dem Zusammenspiel mit der Komposition von Kling nach Motiven eines Orchesters des Jüdischen Kulturbundes von 1935. Die zirkulierende Bewegung der Musik unterstreicht die Mahnung des mit What3Words generierten Titels.
Erstarkender Rechtsradikalismus
Nahezu überall in Europa ist in den vergangenen Jahren ein Rechtsruck zu verzeichnen. Das Erstarken der AfD in Deutschland und die Wahlerfolge rechtspopulistischer und rechtsradikaler Parteien in Europa waren der Auslöser, für die zunächst mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz genierten und dann zu einem Ganzen zusammenmontierten Einzelbilder. Dass führende Köpfe früher oder später selbst zu Opfern ihrer Schreckensherrschaft werden können, weiß man nicht erst seit der Französischen Revolution.
Der Fotografie beigefügt ist eine Zeitung an einem hölzernen Klemmbrett, in der der Bildinhalt aufgelöst wird.
Julian Kirschler © DOCDA YS/Knut Schmitz
ARTIST
„In meinen fotografischen Arbeiten geht es immer auch um eine Untersuchung des Einflusses von Digitalisierung und Social Media auf unsere Sehgewohnheiten. Und um die Konfrontation der Betrachter*innen mit eigenen Erlebnissen, Emotionen und Sehnsüchten.“
Julian Kirschler
JOHN RUSKIN WINE BAR
8 DAYS OF WINE & FUN
An den Hängen des Alten Schlachthofs wurde lange Zeit Wein angebaut. Ein kleine Gruppe von Winzern bringt nun den Wein zurück ins Quartier. An der John Ruskin Wine Bar im Alten Schlachthof Pforzheim, benannt nach John Ruskin, dem großen englischen Sozialreformer und Pionier der nachhaltigen Architektur, schenkten das Team um Robert Eikmeyer, Christof Grosse, Werner Horsch und James Sutherland täglich zur blauen Stunde selbsterzeugten Spätburgunder, Weißherbst und Grappa aus. „Wenn man ihn genau untersucht, wird ein Stein zum Berg in Miniaturform“, schrieb Ruskin. „Wer gemeinsam tief ins Glas schaut und den Wein bis zum letzten Tropfen genießt, wird die Welt mit anderen Augen sehen“, sagen wir. Mit im Programm: Führungen durch den Alten Schlachthof, Musik, Literatur und vieles mehr.
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